Von der Stinkbude zur historischen Perle
Die Geschichte der Unteren Farb
Das historische Bauernhaus am Aabach blickt auf eine lange Geschichte zurück. War die frühere Färberei bewusst ausserhalb des damaligen Dorfes angelegt, befindet sich das Grundstück heute im Herzen von Uster. Als Standort des Stadtarchivs und der Paul-Kläui-Bibliothek würde die Untere Farb wieder zu einem Treffpunkt des Ustermer Stadtlebens werden und bekäme eine Nutzung, die ihrem (bau-)historischen Wert entspricht.
Die Geschichte der Unteren Farb im Überblick:
1600 | Wahrscheinlich gab es die Untere Farb damals bereits. Die Umfassungsmauern sind vermutlich im 16. Jahrhundert entstanden, vielleicht aber erst auch zu Beginn des 17. Jahrhunderts |
1642 | Das Gebäude wird erstmals in einer schriftlichen Quelle erwähnt. Besitzer ist ein Heinrich Eicher (Sattler). Das Haus am Aabach gehört somit zu den ältesten im Kanton Zürich erhaltenen Färbereimanufakturen. |
Bis 1848 | Von Beginn des 17. bis Mitte des 19. Jahrhunderts wird auf dem Grundstück eine Färberei betrieben. Den Farbstoff gewinnen die Färber bis etwa 1850 aus dem Färberwaid, einem lokal angebauten Kreuzblütengewächs. Neben der Färberei entsteht mit der Zeit ein Bauernbetrieb. Der Färberwaid wird im Erdgeschoss in grossen Kesseln unter Zugabe von Urin ausgekocht. Das verursacht einen enormen Gestank, weswegen die Untere Farb wie die meisten Färbereien ausserhalb des Dorfs angelegt war. |
1849 | Der neue Besitzer Heinrich Berchtold baut das Blaufärbhaus in ein Wohnhaus um. |
1850 bis 1950 | Das Haus wird mehrmals umgebaut. Die drei Wohnräume im 1. Stock gen Süden zeigen geradezu exemplarisch, wie sich die ländliche Wohnstube zwischen dem ausgehenden 19. Jahrhunderts bis Mitte des 20. Jahrhunderts entwickelte. |
1917 | Die Treppenhausgestaltung, die Täferung der Zimmer und der auf einem Portikus ruhende Balkon an der Südfassade stammen aus der Zeit nach 1916. |
1940 | Der Salon, auch «mittlere Stube» genannt, verfügt über einen um 1940 entstandenen Innenausbau aus Tannenholz, der dem «Landstil» zugeordnet wird. Eine Türe führt auf den in der gleichen Zeit erstellten Balkon. |
1960 | Einbau der Garage. |
1984 | Die Untere Farb wird unter Schutz gestellt. |
1987 | Das Gebäude wird in das Werk “Kunstdenkmäler der Schweiz” aufgenommen. Im gleichen Jahr kauft die Stadt Uster die Liegenschaft für 2,3 Millionen Franken. |
Bis 2010 | Die Ehemalige Mitbesitzerin Elsa Ida Bührer-Berchtold wohnt im verlängerten Wohnrecht bis kurz vor ihrem Tod am 30. Juni 2010 in der Unteren Farb. |
2010-2016 | Die Stadt vermietet die Wohnung mit 13 Zimmern, 6 Kellern und 2 Kachelöfen an eine Familie. |
Seit 2016 | Dringende notwendige Sanierungsarbeiten wurden durchgeführt, damit das Haus keinen Schaden nimmt. Im Mai 2017 nimmt die Stimmbevölkerung von Uster den Gestaltungsplan für die Untere Farb an, der den Einbau des Stadtarchives und der Paul-Kläui-Bibliothek vorsieht. Wegen Verfahrensfehlern muss die Abstimmung am 19. Mai 2019 wiederholt werden. |
Quelle: Liste Chronik der Bau- und Besitzergeschichte der Unteren Farb, zur Verfügung gestellt vom Stadtarchiv Uster.